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31. Oktober 1822

„Vormittags um 10 Uhr, wo mehrere Bürger verreist und ausgegangen waren, erging der Ruf Feuer; die Brandglocke wurde gezogen. Nun brach das Feuer unten in der Stadt an Stübben Haus auf'm Platze aus, welches gerade das letzte Haus war und nach Südost stand. Der Wind trieb die lodernden Flammen gleich auf Hermes Gebäude und das Haus.…. Wie ein Blitz dehnt sich das Feuer aus und in wenigen Minuten sah man Vor- und Hinterschulten, auch Groetels Haus in lichten Flammen (…). Es war nicht möglich, dem Feuer bei Abgang des Wassers Widerstand zu leisten. Obschon aus den benachbarten Orten die Menschen, um Hilfe zu leisten, herbeiströmten, so konnte nichts angefangen werden, als dass Mobilien gerettet wurden; denn das Feuer wurde durch den Wind in möglichster Geschwindigkeit bis auf die Mittelstraße [heutige Weststraße von der Kirche bis zum Internatsgebäude] und Hinterstraße [nicht mehr vorhanden, westliche Parallelstraße der heutigen Weststraße] gejagt. Somit sah man die Flammen kreuzweise in den Straßen wüten, sodass keiner mehr die Straßen passieren konnte. In zwei Stunden lagen 131 Häuser mit allen Früchten, Lebensmitteln, Fourage [Viehfutter] und Mobilien im Schutte und keiner konnte mehr etwas retten. 31 Keller, welche feuerfest waren, blieben gut; alles übrige aber war zusammengestürzt, und alles, was darin war, wurde verbrannt (…)

Das schreckliche Brausen des Windes, das Gehäule und Schnaufen der Flammen, das Geknister der Früchte, das Krachen der einstürzenden Häuser, die hohen Flammen von der vielen Fourage setzten die Bürger in die größte Furcht und Angst, und schienen ganz betäubt zu sein. Sie hatten sich rings um die Stadt gelagert, jeder bei seinen geretteten Sachen und mussten mehrere Nächte unter freiem Himmel liegen, bis sie Obdach in den benachbarten Dörfern fanden. Das Vieh lief auf den Feldern und Gärten ganz verworren durcheinander und brüllte unerört.“

[Dham, Franz Arnold, Chronica Schmallenbergensis, in: Schmallenberger Heimatblätter 23/1970, S. 9.]